168
374

Bio-Innovationen aus Deutschland

Deutschland hat im Bereich der Bio-Innovationen einen weltweiten Spitzenplatz inne. Besonders die Lebensmittel- und Getränkeindustrie bietet heute ein beachtliches Sortiment an biologisch zertifizierten Produkten an; fast jede vierte Produktinnovation hierzulande wird ökologisch erzeugt und trägt ein Bio-Siegel.

Die Vorlieben und die Bereitschaft der Verbraucher, für ein gutes Produkt auch mal tiefer in die Tasche zu greifen, sind dafür ausschlaggebend.

Reformhaus

Reformhaus

Aber auch Entwicklungen wie Biobrennstoffe und biologisch erzeugte Textilien und Baustoffe bergen viel futuristisches Potenzial in sich. Bio-Produkte und Dienstleistungen tragen zum Wirtschaftswachstum, der Lebensmittelsicherheit und Gesundheit bei und sind klimafreundlich sowie ressourcenschonend.

Deutschland ist der größte Abnehmermarkt für biologische Erzeugnisse in Europa und importiert fast 40% der Gesamterzeugnisse. 2016 wurden in Deutschland 9,5 Milliarden Euro für Bio-Produkte ausgegeben. 7,5% der Anbauflächen werden ökologisch bewirtschaftet, langfristig soll dieser Anteil auf 20% ausgeweitet werden. Über 3000 Unternehmen produzieren in Deutschland über 50 000 Produkte mit Bio-Zertifizierung und täglich kommen etwa 19 neue Produkte hinzu.

Obst und Gemüse im Laden

Bioladen

Zahlreiche Vereine und Hersteller wie Demeter, Bioland, Naturland, Biopark und viele mehr arbeiten mit Landwirten in ganz Deutschland zusammen. Einige sind auch weltweit aktiv und verfolgen bei der ökologischen Produktion Richtlinien, die mitunter strenger als die offiziellen EU-Vorgaben sind. Die Marke Demeter zu Beispiel produziert biodynamisch und verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz. Seit über 90 Jahren lässt Demeter biologische Produkte produzieren und sieht sich selbst als Pionier der Bio-Landwirtschaft.

Der Ansatz der ganzheitlichen Landwirtschaft beruht auf Impulsen von Rudolf Steiner und legt besonderen Wert auf nachhaltige Feldwirtschaft, vitale Böden und eine artgerechte Viehzucht. Natürliche Kreisläufe werden beim biodynamischen Ansatz beachtet und umgesetzt, so müssen zum Beispiel alle Höfe selber Tiere halten, damit durch deren Mist direkt die Anbauflächen gedüngt werden können. Auch die Futtermittel für die Tiere müssen überwiegend selbst erzeugt werden. Jeder Hof soll dabei wie ein individueller Organismus funktionieren können. Nicht alle biologischen Anbauverbände haben so strenge Vorschriften, wie es die biodynamische Landwirtschaft vorgibt und viele Bio-Produkte in deutschen Supermärkten werden unter weniger strengen Maßstäben erzeugt. Die EU-Zertifizierung sieht zum Beispiel vor, dass ein Produkt das Bio-Siegel erhält, wenn es zu 95% aus biologischen Inhaltsstoffen besteht.

Bio-Siegel

Bio-Siegel

Bio-Marken und Innovationen aus Deutschland

Seit über 40 Jahren legt das Bio-Unternehmen Rapunzel wert auf eine nachhaltige Lebensmittelproduktion und faire Wertschöpfungsketten. Das Unternehmen ist einer der führenden Hersteller von Naturkost mit über 550 Produkten im Sortiment.

Alnatura ist eine sehr erfolgreiche Bio-Lebensmittelmarke. In Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Forsa wurde Alnatura wiederholt als eine der beliebtesten Lebensmittelmarken in Deutschland angegeben. Die hessische Marke vertreibt über 6000 Bio-Produkte in eigenen Geschäften sowie in Müller-Drogeriemärkten, Edeka-Supermärkten und bei DM.

Alnatura-Produkte

Alnatura-Produkte

Die größte deutsche Drogeriemarktkette DM hat mit ihrer Naturkosmetikmarke Alverde sehr erfolgreich innovative Kosmetik- und Pflegeprodukte auf den Markt gebracht. Alverde setzt auf natürliche Pflanzenwirkstoffe und verwendet keine Mineralöle oder synthetische Duft-, Farb- oder Konservierungsstoffe. Viele Alverde-Produkte sind zudem vegan und alle Produkte sind ausnahmslos tierversuchsfrei.

Als bekanntes Naturkosmetikunternehmen wird seit langem die Marke Lavera Naturkosmetik in Deutschland geschätzt. Lavera wurde bereits 1987 gegründet, exportiert heute Produkte in über 40 Länder und ist weltweit der größte Produzent von Naturkosmetik. Das Produktsortiment von Lavera umfasst mittlerweile 280 verschiedene Produkte.

Auch im Bereich nachhaltige Mode finden sich zahlreiche deutsche Unternehmen wie z.B. die Labels Armedangels oder Grüne Erde. Diese verwenden Bio-Baumwolle und andere biologisch erzeugte Naturfasern wie Hanf oder Leinen und setzen bei der Textilherstellung weniger Chemie ein. Darüber hinaus achten nachhaltige Modelabels auf faire Arbeitsbedingungen und die Einhaltung von sozialen Mindeststandards in ihren internationalen Produktionsstätten. Einige Labels wie Manomama oder ThokkThokk produzieren darüber hinaus in Deutschland oder Europa, damit die Arbeitsstätten leichter überprüft werden können.

Einen innovativen Ansatz im Bereich Mode verfolgt das Unternehmen QMILK mit der Herstellung von Fasern aus Milchkasein, welches aus Bio-Milch gewonnen wird. Diese Stofffasern werden wasser- und energiesparend hergestellt und stellen eine gute, alternative Verwendung für die 1,9 Millionen Tonnen Milch dar, die jährlich in Deutschland entsorgt werden. Für die Herstellung von einem Kilo Milchfasern werden 30 Liter Milch benötigt sowie bescheidene 2 Liter Wasser. Baumwolle hingegen verschlingt ganze 20 000 Liter Wasser. Die Milchfasern sind dabei nur minimal teurer als Baumwolle und pflegen dank der enthaltenen Aminosäuren die Haut. Bei der herkömmlichen Herstellung von Milchfasern wurden bisher Chemikalien wie Formaldehyd verwendet, QMILK ersetzt die Chemie aber mit natürlichen Rohstoffen wie Bienenwachs und Zink. Die Stoffe regulieren außerdem die Temperatur, sind nicht entflammbar und leicht kompostierbar. Weitere Projekte des Unternehmens bestehen in der Entwicklung von Folien, Granulaten und wasserlöslichem Toilettenpapier aus Milchkasein.

Milch in einem Glas

Aus Kuhmilch werden Stoffe

Bio-Brennstoffe- ja und nein

Flüssigbrennstoffe aus Pflanzen sind nicht vollkommen neu, bereits Henry Ford entwickelte 1925 ein Automobil, das mit Alkohol als Kraftstoff fahren sollte. Aus Kostengründen und der überwiegenden Verwendung von Pflanzen für die Lebensmittelherstellung wurde die Herstellung von Kraftstoff aus fossilen Brennstoffen von der Autoindustrie begünstigt.

Fossile Brennstoffe sind in ihrem Vorkommen begrenzt und die Gewinnung von Erdöl aus der Erdkruste ist ein komplizierter und kostenintensiver Vorgang, was zum Preis von fossilen Brennstoffen beiträgt. Wenn die Erdölförderung in Zukunft immer schwieriger und teurer wird, werden die Preise für fossile Brennstoffe unvermeidlich ansteigen. Um die Abhängigkeit von Importen zu verringern und die Belastung durch Abgase, die bei der Verbrennung von fossilen Brennstoffen entstehen, zu vermindern, werden hierzulande Biobrennstoffe, die schadstofffrei verbrennen, zu herkömmlichen Kraftstoffen beigemischt.

Biodiesel-Generator

Biodiesel-Generator

Der sogenannte Biodiesel wird aus Pflanzenölen, insbesondere aus Raps, gewonnen und kann ohne weiteres als Treibstoff für einen Dieselmotor verwendet werden. Speziell entwickelte oder umgerüstete Motoren können darüber hinaus auch direkt mit Pflanzenöl betrieben werden. Da Biodiesel beim Gebrauch wie ein Lösungsmittel wirkt, werden bei Biodiesel-Fahrzeugen häufiger Reparaturen fällig, was einer der Gründe sein könnte, warum der Biodiesel-Verbrauch in Deutschland kontinuierlich sinkt. Es ist zu erwarten, dass die Herstellung von Biodiesel und Pflanzenölen für die Landwirtschaft in Zukunft eine wichtige Einkommensquelle darstellen wird. Pflanzenöle sind aufgrund ihrer unkomplizierten Herstellung  umweltverträglicher als Biodiesel und können dezentral in Ölmühlen produziert werden, was eine sozial nachhaltige Komponente zugunsten der Pflanzenöle als Treibstoff bedeutet. Die Industriestaaten könnten also sehr wohl ihren eigenen, nachhaltigen Treibstoff herstellen, der zudem kostengünstiger als fossiler Brennstoff ist. Allerdings gilt dies nur für reiche Industriestaaten, in denen die Versorgung mit Lebensmitteln gesichert ist, denn leider übertrifft der weltweite Bedarf an Brennstoffen bei weitem die verfügbaren Anbauflächen, um diesen durch Biobrennstoffe zu decken. Weltweit wächst die Nachfrage sowohl nach Nahrung als auch Energie und es stehen nicht genügend Anbauflächen zur Verfügung, um beide Bedürfnisse zu decken. In ärmeren Ländern würde die Nutzung von Anbauflächen zugunsten von Biobrennstoffen die Lebensmittelpreise steigen lassen und die Versorgung der Bevölkerung gefährden.

By continuing to use the site, you agree to the use of cookies. more information

The cookie settings on this website are set to "allow cookies" to give you the best browsing experience possible. If you continue to use this website without changing your cookie settings or you click "Accept" below then you are consenting to this.

Close