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Den Klimawandel mit unseren Tellern bekämpfen

Mit dem Anstieg der Weltbevölkerung von derzeit sieben Milliarden Menschen auf geschätzte neun Milliarden im Jahr 2050 wird eine ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln immer ungewisser. Schuld daran ist hauptsächlich die gegenwärtige ökologische Krise und ironischerweise trägt die Lebensmittelproduktion zu großen Teilen zur Zerstörung der Umwelt bei. Die Viehzucht beansprucht weltweit 45% der Agrarflächen und 23% der Frischwasservorkommen und verursacht dabei mehr Treibhausemissionen, als der gesamte Verkehrssektor. Die industrielle Viehzucht zerstört massiv Waldflächen, verschmutzt Wasser und Luft und obwohl die Industrie ungeheure Mengen an Ressourcen verschlingt, müssen  immer noch fast eine Milliarde Menschen Hunger leiden.

Anstatt das Problem den Regierungen und internationalen Organisationen zu überlassen, ist eine Lösung dieser Problematik allerdings in greifbarer Nähe und jedem dreimal täglich zugänglich, nämlich in der Form einer auf pflanzlichen Lebensmitteln basierten Ernährungsweise.

Den Fleischkonsum einzuschränken ist ein erklärtes Ziel zahlreicher Umweltschutzorganisationen, denn die Emissionen von Treibhausgasen wie Kohlenstoffdioxid und Methan werden aufgrund der rapide steigenden Weltbevölkerung über das vertretbare Maß hinauswachsen. Ein flächendeckender Übergang zum Vegetarismus hingegen könnte die Treibhausgasemissionen um fast zwei Drittel senken.

Fleischkonsum ist Hauptursache des Klimawandels

In drei Jahrzehnten werden die durch die Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion verursachten Emission etwa die Hälfte der weltweit zulässigen CO2-Emissionen betragen, deren Obergrenze so festgelegt wurde, dass die globale Erwärmung den Wert von 2°C nicht übersteigt.

Dürre

Klimawandel begünstigt Dürren

Stromerzeugung, Transport und Gebäudetechnik waren lange der Hauptfokus der Regierungen, Unternehmen und Aktivisten, um die Treibhausemissionen zu senken. Die Lebensmittelindustrie und insbesondere die industrielle Viehzucht wurden dabei oft übersehen. Da die Viehzucht zur Herstellung von Lebensmitteln aber weltweit zunimmt, ist dieser Bereich nun auch in das Bewusstsein der Regierungen, Unternehmen und der Öffentlichkeit gelangt. Eine flächendeckende, überwiegend vegetarische Ernährung würde die Emissionen um 63% senken und eine Einschränkung des Fleischkonsums auf die von Gesundheitsorganisationen empfohlene Menge von maximal 600 Gramm pro Woche würde die Emissionen um ein Drittel senken.                  Die Umstellung auf eine komplett vegane Ernährung würde 70% an Emissionen einsparen und würde somit nur einen geringen Vorteil gegenüber der vegetarischen Ernährungsweise bedeuten.

Vegetarisches Gericht

Vegane Ernährung wird immer beliebter

Eine Änderung der Ernährungsweise würde auch viele, viele Leben retten. Einerseits werden allein in Deutschland jedes Jahr 750 Millionen Tiere geschlachtet, weltweit sind es über 60 Milliarden pro Jahr. Zudem ist der Zusammenhang zwischen hohem Fleischkonsum und gesundheitlichen Risiken inzwischen immer weiter ersichtlich. Würden sich die meisten Menschen bis 2015 vegan ernähren, könnten geschätzte 8 Millionen Tote durch ernährungsbedingte Krankheiten vermieden werden. Eine vegetarische Ernährung könnte 7,3 Millionen Menschen das Leben retten.

Eine unausgewogene Ernährung mit wenig Obst und Gemüse sowie viel rotem Fleisch ist in den meisten Ländern für die am weitesten verbreiteten gesundheitlichen Probleme verantwortlich. Darüber hinaus sind Viehzucht und Landwirtschaft gegenwärtig für etwa ein Viertel aller schädlichen Emissionen verantwortlich und damit eine der Hauptursachen für den Klimawandel.

Mehr als 5 Millionen Tote könnten 2050 vermieden werden, würden die Richtlinien zum Verzehr von rotem Fleisch eingehalten werden. Diese Zahl würde durch eine vegetarische Ernährung auf 7 Millionen und bei einer veganen Ernährung auf 8 Millionen steigen. Weltweit könnten damit auch Ausgaben für Gesundheitskosten in Billionenhöhe eingespart werden. Rechnet man den Wert von verlorenen Leben zum Beispiel hinzu, dann könnte dieser Betrag 30 Billionen betragen und diese Schätzung beinhaltet noch nicht die Einsparung durch das Ausbleiben von extremen Wetterereignissen wie Fluten und Wirbelstürmen, die mit dem Klimawandel gehäuft auftreten.

Die intensive Viehzucht ist eine der Hauptursachen für die Entstehung von Treibhausgasen, und zwar zum einen durch das von den Tieren bei der Verdauung freigesetzte Methan und zum anderen durch riesige Güllemengen, die bei großen Zuchtbetrieben anfallen. Die massenhafte Viehzucht verbraucht auch viel Wasser und Getreide als Futtermittel für die Nutztiere. Rohstoffe und Ressourcen, die besser direkt dem Menschen zur Verfügung gestellt werden sollten.

Eine nicht-intensive Viehzucht auf unbewirtschafteten Landflächen wäre eine gute Methode, um Fleischkonsum mit einer geringeren Umweltbelastung zu vereinbaren.

Steigender Meerespiegel

Steigender Meerespiegel

Der Wohlstand ändert Essgewohnheiten

Vielen Menschen ist leider noch nicht bewusst, wie sehr der übermäßige Konsum von Fleisch ihnen schaden kann. Weltweit ist auch der Trend zu beobachten, dass Populationen mit zunehmenden Wohlstand und der Herausbildung einer Mittelschicht in ehemals armen Bevölkerungen, die Menschen dazu tendieren, mehr und mehr Fleisch zu konsumieren.

Regierungen aller Länder haben sich bei der Klimakonferenz in Paris im Dezember 2015 darauf geeinigt, die globale Erwärmung auf maximal 2°C und im Idealfall 1,5°C zu beschränken. Die genauen Maßnahmen, um dieses globale Ziel und die Ziele der einzelnen Länder zu erreichen, wurden noch nicht vollständig festgelegt. Die Ernährung mit dem Klimawandel in Zusammenhang zu bringen und Essgewohnheiten zu überdenken könnte allerdings einen größeren Effekt als die übrigen Maßnahmen zum Klimaschutz haben.

Die meisten Menschen haben zum Essen eine tief emotionale Verbindung. Gegessen wird schließlich jeden Tag und Landwirte erzeugen Nahrungsmittel seit vielen Jahren auf die gleiche Art und Weise. Der Gedanke, das Regierungen sich in Zukunft darin einmischen werden, was gegessen wird, ist nicht besonders beliebt. Es kann auch nicht von jedem erwartet werden, dass er zum Veganer wird. Aber die Auswirkungen der Lebensmittelherstellung auf den Klimawandel werden mehr als nur ein paar technische Veränderungen notwendig machen. Eine flächendeckend gesündere und umweltfreundliche Ernährungsweise wäre ein großer Schritt in die richtige Richtung und die offensichtlichen Vorteile sollten Individuen, die Industrie und den Gesetzgeber dazu veranlassen, entschlossen zu handeln und sicherzustellen, dass Nahrungsmittel die Gesundheit und die Umwelt schützen.

Vegetarisches Essen

In Südindien isst man traditionell vegetarisch

Hülsenfrüchte sind klimafreundlich

Hülsenfrüchte wie Bohnen, Linsen und Kichererbsen sind nährstoffreich, sie enthalten viel Protein und essenzielle Mikronährstoffe und ihr ökologischer Fußabdruck ist gering. Der Konsum von Hülsenfrüchten hat daher viele Vorteile für die Gesundheit und für die Umwelt.

Hülsenfrüchte

Hülsenfrüchte schonen das Klima

Der Anbau von Hülsenfrüchten verbraucht weniger fossile Brennstoffe, denn die Pflanzen können dank bestimmter Bakterien auf ihren Wurzeln Stickstoff direkt aus der Atmosphäre beziehen und benötigen keine stickstoffhaltigen Düngemittel. Der Hauptbestandteil von Stickstoff-Dünger ist Erdgas, ein fossiler Brennstoff. Der Anbau von Hülsenfrüchten erhält die Böden fruchtbar und reduziert sogar den Düngemittelbedarf für andere Nutzpflanzen.

Außerdem sind die Pflanzen in puncto Wasserbrauch sehr sparsam. Um ein halbes Kilo Hülsenfrüchte zu erzeugen, sind nur etwa 160 Liter Wasser nötig. Für ein halbes Kilo Rindfleisch sind hingegen ganze 7000 Liter Wasser notwendig. Bis 2030 wird erwartet, dass der Wasserbedarf um über 50% ansteigen wird und allein die Landwirtschaft verbraucht weltweit 70% des Süßwasservorkommens. Hülsenfrüchte sind somit die Proteinquelle, die am meisten Wasser sparen kann.

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